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Der Rhöner 2.0

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Skandinavien - von Oslo an die Lahn

Aktualisiert: 15. Okt. 2023

Tour Verlauf



In einer Woche sind die Bikepacker los. Wir reduzieren, sortieren aus, verzichten und kapitulieren vor dem geringen Füllvermögen unserer Fahrradtaschen. Zahnbürste und Pasta, Duschgel und Sonnencreme. Finito. Für den Mann.

Die Frau sucht ihre Rammsteinunter...... Alles andere maximal drei- bis fünffach. Slips, Strümpfe, Oberteile. Einmal Rei in der Tube, was gegen Kopf- und Bauchweh, genug Platz für Wasser gegen die Hitze, Handschuhe gegen die Kälte. Regenhose, Regenjacke und Überschuhe sind leider Pflicht. Skandinavien klingt ziemlich frisch.

Nötig sind Datenvolumen fürs tägliche Ankommen, Powerpacks fürs Durchkommen, Geld fürs Auskommen und Futter fürs Fortkommen. Wichtig sind Pässe fürs Reinkommen, Hygieneartikel fürs Runterkommen, Flickzeug fürs Weiter- und Werkzeug fürs Drankommen. Elementar sind Ladekabel fürs Hochkommen und geile Mugge fürs Draufkommen.


Der aktuelle Tour-Verlauf:



Heute ist der Sonntag vor dem Sonntag der Abreise. Der Mann überlegt, nochmal in die Kirche zu gehen um für schönes Wetter zu beten. Mit dem Regen haben's beide nicht so. Der Klimawandel möge sich bitte auf die größten Emittenten in Asien und auf Übersee konzentrieren. Sechzehn Tage lang zwanzig Grad dazu schicke Cumulustürmchen bei kräftigem Rückenwind, sind herzlich willkommen.

Bis dahin schauen wir auf dem Balkon dem Regen zu.


Sonntag, 13. August


Anja's Watch weckt uns zur Unzeit. Kurz vor halb vier trägt die Matratze die bekannten pulsierenden Schwingungen von ihrem Arm an unser Ohr. Wir machen uns auf den Weg zum Startpunkt unserer Radreise. In aller Früh hängen wir unsere Bikes in die Haken eines IC-Wagons von Koblenz nach Hamburg. Auf Schwierigkeiten sind wir vorbereitet. Prompt bleiben sie aus. Pitstop in Hamburg. Die Frisur sitzt. Es gibt Kaffee und Fischbrötchen.



Beim Verladen der Bikes in den IC nach Kopenhagen wird die Überraschung nachgeholt. Eine Schar junger Leute mit roten DB-Westen hilft beim Einsteigen. Sie tragen unser Gepäck vom Bahnsteig in den Zug, zu den reservierten Sitzplätzen. Donnerwetter. Der IC fährt unter dänisch-deutscher Flagge. Wir fühlen uns ein wenig überfordert mit derartigen Hilfsangeboten. Im Deutschsein wohnt das Misstrauen. Befremdliches ruft Argwohn auf den Plan. Wieder was dazugelernt.



Im dänischen Padborg hält der Zug länger als geplant. Die Lautsprecher verkünden Passkontrolle. Die Polizei kontrolliert stattdessen die Gesichter der Einreisenden. Mit Blick auf die aktuellen Koranverbrennungen und die daraus resultierenden möglichen Folgen, verschärft das Land seine Grenzkontrollen. Schengen hat sich erstmal ausgeschengt.

Hinter Tyborg geht die Fahrt mit 180 Sachen über die 18 Kilometer lange Storebaelt-Brücke. Auf halber Strecke taucht die Bahn in einen Tunnel unter dem Meer ab und unterquert den Großen Belt. Da freut sich der Rhöner und meckert über die Dänen, dass die ihre Heckscheibe am letzten Wagon nicht geputzt haben.



Montag, 14. August


Der Urlaub schreit zum Fenster rein. Durchdringend, frech und vorlaut. Normalerweise steht einer von uns auf, schickt eine Verwünschung durch den Fensterspalt und sperrt den Laden zu.

Wir liegen in den Kissen und hören den Möwen zu, stehen auf und gehen frühstücken. Ein halber Tag bleibt uns in Kopenhagen, bevor unsere Fähre die Leinen löst und nach Oslo ausläuft.

Auf Anja's ToDo-Liste steht ein Besuch der Öresundbrücke, die als architektonisches Meisterwerk für eine erschütternd faszinierend, multimorbide Kriminalserie Pate steht. Die Brücke - Transit in den Tod - verbindet Dänemark mit Schweden, Kopenhagen mit Malmö. Wir fahren ihr entgegen, sehen sie aus der Ferne und finden sie doch nicht. Sie taucht ab im Meer, versteckt sich hinter Bahndämmen und Landzungen. Erst nach mehreren Anläufen, Stellungswechseln und Fehlersuchen offenbart sich ihre Schönheit im Dunst des Horizonts.


Kopenhagen ist modern, protzt mit altem Scharm und experimenteller Architektur. Auf den Wasser- und Asphaltstraßen sind mehr Boote und Fahrräder als Autos zu sehen.




Im Sommer ist die Stadt ein Bienenstock, ein Magnet für Urlauber mit Sinn für Freiheit und Schönheit. Uns hat sie in der Kürze eines Vormittags mit üppiger Lebendigkeit beeindruckt.






Auf einer Fähre zu übernachten ist ein Novum für uns beide. Da wir keine Ahnung von nichts haben, lassen wir uns treiben, füttern und in Maßen bespaßen.

Ich bin erstaunt, wie leise es in der Kajüte ist. Das Schiff liegt wie ein Brett auf dem Wasser. Nichts schaukelt, klappert oder schwankt. Das Bett steht gerade, mir ist nicht schlecht.




Wir ruckeln uns in das Gekräusel der Wellen und löschen das Licht.


Dienstag, 15. August


Halb sieben hat sich's ausgeruckelt. Vor dem Bullauge: Nebel. Hose, Hemd, Schuhe an die Füße, Knipse in die Hand. Tür leise auf und leise wieder zu. Die Schnürsenkel werden auf dem Gang verknotet. Jetzt gehört das Schiff mir. Entlang endloser Kajütentüren und Treppen gelange ich nach oben. Aus einigen Ecken halt sonores Schnarchen durch die Ritzen in die Gänge.





Das Fährschiff biegt mit 20 Knoten, das sind rund 37 km/h, vom Kattegat in den Oslofjord ein. In drei Stunden sind wir am Ziel. Die Fahrrinne verengt sich, die Uferseiten tauchen aus dem Nebel auf. Bojen, Möven, geschliffene Granitfelsen teilen sich die Bucht mit bunten, alleinstehenden Holzhäusern und Bootsstegen. Bei gerade mal 5,4 Millionen Einwohnern sind 1,2 Millionen zugelassene Boote in den Fjorden und Seen an privaten Stegen angeleint. Alle nicht Zugelassenen nicht eingerechnet.

Gegen acht sind die Mitreisenden auf den Beinen. Es gibt Frühstück, es wird eng.




Eine treibende Eisscholle soll es darstellen, das neue Opernhaus in Oslo. Und, wie das Sydney Opera House, direkt am Hafen stehen. 2007 wurde es eingeweiht. Die Kosten für den Hingucker beliefen sich auf 4,635 Milliarden Norwegische Kronen, dass nach damaligem Umrechnungskurs etwa 548 Millionen Euro betrug.




Frau Milde ist ein bekennender Skisprung Fan. Seit Sven Hannawald ist sie nahe dran an der Bindung. Wer nicht am Holmenkollen war, war nicht in Oslo.






Wir wünschen euch eine Gute Nacht aus dem 33. Stock im Radisson Blue.



Mittwoch, 16. August


Wir stehen am Fuße des Holmenkollen zum Absprung bereit. Die erste Etappe führt uns ins hundert Kilometer südlich gelegene Sarpsborg. Die Akkus und Bäuche sind vollgeladen, das Gepäck verzurrt.


Bevor wir starten, gilt es, noch etwas Mögliches und etwas Unmögliches zu Protokoll zu geben.

Das Mögliche ist eine reine und feine Sache für Technikbegeisterte. Das Radisson Blue hat 33 Etagen und 678 Zimmer. Bei voller Belegung ist mit 1000 Besuchern zu rechnen. Die müssen geordnet und zielsicher nach oben wie nach unten chauffiert werden, ohne, dass die Kabinen zur Heringsbüchsen werden.

In den schlanken, vollverglasten Hotelturm wurden 6 Hochgeschwindigkeitslifte eingebaut. Sie tragen die Bezeichnung A - F.

Das Highlight ist deren Steuerung. Der Gast wählt auf mehreren bereitstehenden und fest montierten Tablets seine Etage aus und bestätigt mit seiner Zimmerkarte. Das Tablet zeigt sofort den nächsten freien Lift mit dem Buchstaben an und begrenzt die Zahl der Mitreisenden. Die maximale Wartezeit liegt deutlich unter einer halben Minute, selbst in der Frühstücks- und Abreisezeit. Eine echte Innovation.



Das Unmögliche nahm schon gestern Anlauf. Jeder Bikepacker wünscht sich einen sicheren Abstellplatz. Die Sorge um den Verlust des Zweirads treibt uns um.

Die Check-In Dame sah kein Problem, die Räder im luggage compartment abzustellen. Die Dame von dort widersprach vehement.

Die Bikes müssen in der hauseigenen Tiefgarage geparkt werden. Ein Bediensteter wird kommen und die Räder an der Rezeption abholen. Besuchern ist der Zutritt der Garage untersagt. Der Preis je Bike beträgt 240 NOK die Nacht, in der Summe knapp 42 Euro. Mir ist bekannt, dass Oslo zu den teuersten Städten der Welt zählt, doch dieses Verhalten scheint mir aus der Zeit gefallen. Bei meiner Erklärung, nicht das Hotel kaufen zu wollen, sondern mein Fahrrad möglichst sicher abzustellen, verging die Zeit. Der Bedienstete ließ auf sich warten. Nach dreißig Minuten sind wir tätig geworden. Am Rolltor zur Tiefgarage warten wir, bis der erste Wagen die Sperre passiert und schlüpfen mit durch. Der ground floor Bedienstete setzt augenblicklich zur Belehrung an und wirft uns in norwegischer Ausführung seinen Redeschwall an den Kopf. Ein guter Sprengmeister legt sich aus Sicherheitsgründen eine lange Zündschnur zu. Doch wenn diese brennt, ist eine Detonation unvermeidlich.

Die E-Bikes bekommen einen guten Platz und grünen norwegischen Strom aus heimischer Wasserkraft.

Heute früh haben wir das Einlass-Spiel wiederholt. Der ground floor man von gestern hat uns auf das Herzlichste begrüßt, die Check-In Dame bat um eine gute Rezension und die Dame vom luggage compartment war nicht da.

Bezahlt haben wir nichts.


Auf dem Weg aus der Stadt haben wir unser Fährschiff wieder getroffen. Wie wunderbar, so reisen zu können.



Die großen Schilderbrücken an den Ausfallstraßen geben die Richtung vor und flößen Respekt in die Knochen. Wir vertrauen den Karten von Komoot und fahren südwärts durchs Hinterland des Oslofjords. Es gilt als das am dichtesten besiedelte Gebiet Norwegens. Achtzig Prozent der Einwohner leben weniger als zehn Kilometer vom Meer entfernt.



Die evangelische lutherische Kirche ist die tragende Staatsreligion. Rund fünfundsiebzig Prozent der Bevölkerung sind ihr zugehörig. Schätzungen zufolge, besuchen aber weniger als zwei Prozent regelmäßig einen Gottesdienst.



Die Norweger, Dänen, Finnen, Schweden und Frau Milde sind die Weltmeister im Kaffeeverbrauch. Ich trage gerne dazu bei. Päfyll heißt Nachfüllen. Die zweite Tasse kostet meist nur die Hälfte oder gar nichts.






Auf einer Klippe am Meer stehend, einem dampfenden Kaffee in der Rechten und einer sagenumwobenen Zimtschnecke in der Linken, ist das Glück am Anschlag.



Donnerstag, 17. August


Du wachst auf und stellst fest, das dein Akku nicht geladen ist. Du hast vergessen ihn anzuschließen. Du bist ein Idiot. Dein Frühstück fällt länger aus als geplant. Du lümmelst auf dem Bett herum und schaust dem Fortschritt des blinkenden Balkens zu.

Wenn ich diese Ausdrucksform wähle, fühle ich mich weniger schuldig.

Ganz gleich, wir sind in Norwegen und hier leben die zweitglücklichsten Menschen der Welt. Und wenn wir schon mal hier sind, etc, etc.


Halb elf geht's los. Hundert Kilometer ins schwedische Städtchen Tanumshede stehen auf der Agenda.

Komoot spricht von Single Trail, Anja nimmt es wörtlich.



Hinter so mancher Biegung können wir nicht anders als anzuhalten, hinzuschauen und wenn möglich, Kaffee zu bestellen.





Steinbrüche gibt es jede Menge. Sie ziehen mich an wie ein Magnet. In diesem erkenne ich eine Menge Optimierungsbedarf. Arbeit und Urlaub sind manchmal das Gleiche.



Die Kilometer radeln sich weg. Durch die hügelige Landschaft Südnorwegens gleicht die Fahrt einer ständigen Berg- und Talfahrt. Nach der Hälfte der Strecke erreichen wir den Svinesund. Die Grenze zwischen Norwegen und Schweden ist ein Strich auf dem Asphalt.





Exakt einen Kilometer vor dem Tagesziel höre ich meinen Namen rufen. Anja steht mit ihrem Bike am Straßenrand und winkt. Der linke Pedalarm am Tretlager ist lose, die Sicherungsschraube zur Hälfte herausgedreht, Der Arm wackelt. Ich ziehe die Schraube fest, mit wenig Erfolg. Nach einigen Kurbelumdrehungen fällt er fast ab. Der formschlüssig, konische Sitz auf dem Wellenzapfen ist ausgeschlagen und guter Rat teuer. Wir schleppen uns zum Hotel. Anja bestellt ein Schreckbewältigungs-Bier, während ich versuche irgendwo einen neuen Pedalarm zu beschaffen. Originalersatzteile sind eine Illusion, Vanmoof ist seit ein paar Wochen pleite.

Im Baumarkt gibt's Fahrräder, Schläuche, Klingeln und Sturzhelme. Pedalarme gibt es nicht. Die Schwedin an der Kasse hört mich an und beginnt sofort zu telefonieren. Es ist fünf vor sechs. Ich bekomme eine Adresse in ein paar Kilometern Entfernung und die Aufforderung mich zu beeilen, um sechs ist zu. Ich komme natürlich zu spät. Der Ladenbesitzer hat gewartet. Zehn Minuten später habe ich ein baugleiches Ersatzteil im Rucksack. Um Sieben ist der drohende Abbruch vom Tisch. Auch in Schweden wohnen die glücklichsten Menschen.


Freitag, 18. August


Jetzt also Schweden. Was uns als Erstes auffällt sind riesige Pilze in den Straßengräben. Von Steinpilzen, Maronen, Pfifferlingen bis Fliegenpilzen entsteht und vergeht was in Ruhe gelassen wird. Ab und an kommt ein Holzhaus in kräftigem rot, gelb, grün oder blau, meist mit weißen Leibungen an Fenstern und Türen. Sie stehen in respektierlichem Abstand zueinander. Weit genug, um Geschrei der Nachbarn aus Lust oder Not draußen zu lassen. Meine Frau grinst und meint, dass sich hier ihre Marshall-Box so richtig ausleben könnte.

Wir fahren auf Wald-, Feld- oder Provinzstraßen mit dreistelliger Bezeichnung. Der Verkehr hält sich in Grenzen, die rudimentäre Besiedelung verdünnt das Gedränge.

Wir haben mit kontaktscheuen Schweden gerechnet und müssen uns umgewöhnen. Der Schwede grüßt mit Mimik, Gestik und Sprache. Kommunikation funktioniert direkt ohne Scheu oder Scham. Der Schwede will reden und wird nicht müde dabei.





Mit Kirche haben die Schweden nicht mehr viel am Hut. Sie kokettieren damit, das säkularisierteste Land der Welt zu sein. Der Spruch geht so: Jeder Schwede besuche viermal im Leben eine Kirche, wovon er einmal hinein- und einmal hinausgetragen werde. Nach statistischen Erhebungen wurden 2020 nur noch eins von drei Babys getauft und nur jedes dritte Brautpaar schwor sich ewige Liebe vor Gott. Einzig bei den Beerdigungen ist der kirchliche Rahmen für zwei von drei Trauerfamilien erste Wahl. Im EU-Durschnitt beträgt die Quote noch fünfzig Prozent.



Wir radeln entlang der Küstenlinie in den Schärengarten der Region Bohuslän um Leben zu ernten. Zwischen Göteborg und der Grenze zu Norwegen schauen rund achttausend große bis winzige Inseln aus dem Wasser. Um von einer zur nächsten zu hüpfen nimmt man die Fähre. Sie verkehrt in der Regel im Halbstundentakt und ist kostenlos.





Ich habe keine Worte um zu beschreiben was sich hinter der nächsten Biegung an Eindrücken zeigt. Nur so viel: Wir kommen kaum voran. Schönheit verringert die Reisegeschwindigkeit.






Sonnabend, 19. August 2023




Wir übernachten nach dem System Hoffnung. Wir geben Komoot die Länge der Tagesstrecke vor. Hieraus errechnet der Streckenplaner eine geeignete Route und den exakten Zielort. Mit dieser Information suchen wir im Netz nach einer passenden Bleibe, jeden Abend aufs Neue, für den jeweils nächsten Tag. Heute war es ein Appartement am Meer, in dem kleinen Fischerort Ellös, auf der Insel Orust. Die Haustür ließ sich mit einem Code öffnen. Booking hat ihn pünktlich um 15Uhr., per Mail zugesandt.



Das existentielle Problem taucht am nächsten Morgen auf. Es ist kein Kaffee da. Wir haben keinen dabei und der nächste Bäcker ist zu weit weg. Wer schon mal Kaffee mit dem Fahrrad geholt hat, kennt den Schmerz an der Hand und auf dem Oberschenkel.

Wir packen, schließen ab und fahren los. Wir finden einen Fischverkäufer, der auch keinen Kaffee, aber einen gut Rat zu vergeben hat. Viele Supermärkte bieten das Heißgetränk kostenlos an. Der Kaffeeautomat befindet sich meist versteckt in einer Nische. Wir bedanken uns, probieren es aus und finden den Glücksspender. Die Inhaber machen ihr Geschäft mit den Zimtschnecken. An denen kommt eh keiner vorbei.





Nach fünfundachtzig Kilometern erreichen wir Göteborg. Die letzten Dreißig führen entlang der E6 durch schier endlose Gewerbegebiete. Die Handelsmetropole ist die zweitgrößte Stadt Schwedens mit 597.000 Einwohnern. Göteborg ist ein Mix aus alt und neu, gezähmt und ungezähmt und ziemlich teuer. Dennoch, wir mögen diesen nordisch unverstellten Charme.






Sonntag, 20. August




Es regnet seit Stunden. Der Sonntag schert sich den Teufel um seinen Namen. Wir frühstücken und frühstücken und frühstücken bis uns schlecht ist. Dann fahren wir los. Wir können nicht länger sinnlos mit den Füßen scharren, einhundertzehn Kilometer Schotter und Asphalt warten auf Erledigung. Die nächste Unterkunft ist bereits gebucht und bezahlt. Wir schlagen Haken um die Göteborger Großpfützen, Straßenbahnschienen, eiligen Menschen unter Regenschirmen und Hunden, die ihre Herrchen und Frauchen Gassi führen.




Zwischen Göteborg und Helsingborg nehmen wir den Kattegattlegen. Der erste nationale Radweg Schwedens mit der Nr. 1 ist bestens ausgeschildert und ausgebaut. Er hat eine Gesamtlänge von 370 Kilometern und lässt sich ohne zusätzliche Navigation zielsicher befahren. 2015 wurde er offiziell übergeben. In den letzten acht Jahren hat sich eine leistungsstarke Infrastruktur um den Kattegattlegen entwickelt. Der rege befahrene Küstenradweg ist ein landschaftlicher Seelenklempner. Wer ein Fable für Steine, Formen und Erosion hat, dem können wir diese Gegend empfehlen. Wer noch dazu in den Wind, das Meer, den Wein und in gebratenen Fisch verliebt ist, etc., etc..

Einzig die schwedische Einsamkeit und Abgeschiedenheit bleibt auf der Strecke.



Montag, 21. August



Der Kattegattlegen ist montagsleer. Die Sonntagsmenschen sind vom Winde verweht.

Wenn die Bäume dir zuwinken und die Gräser vor dir niederknien, dein Akku die Lust verliert und deine Frau dich überholt, dann hast du einen starken Gegner aus Südwest. Wir wussten um den Vorteil, Skandinavien besser vom Süden nach Norden zu befahren und hörten, dass die Nord-Süd-Route schwer werden würde.

Wir haben uns bewusst für die schwere Variante entschieden. Gegenwind formt den Charakter.


Bei all dem Gegenwind findet sich auch Gemeinsames. Die Schweden schreiben wie die Deutschen sprechen. Im Job mischt der Schwede seinen Betong, trägt die verdiente Kohle ins Restaurang und kauft im Supermarkt seinen Kex.



Selbst die schwedische Bäckersfrau rollt mit den Augen, wenn der deutsche Bikepacker versucht, heißen Kaffee aus seinem Pappbecher in die Trinkflasche zu füllen. Sie nimmt ihm beides aus der Hand und füllt seine Pulle direkt aus der Kanne bis obenhin voll. Irgendwoher kennt er das.



Dienstag, 22. August


Abschied von Bullerbü.



Wir verlassen das Land der kanelbullar (Zimtschnecken), über die nur vier Kilometer breite Meerenge im Öresund. Wir reisen übers Wasser von Helsingborg in Schweden und landen an in Helsingör In Dänemark.


Die Überfahrt dauert zwanzig Minuten und ist denkbar einfach. Folge dem Radweg bis zum Check-In Schalter der Reederei Forsa. Zahle 64 SEK (5,39€) pro Person mit Fahrrad und reih dich ein in Linie 2. Es gibt weder Pass- noch Zollkontrolle, auf der einen wie auf der anderen Seite. Die Öresund Brücke in Malmö ist für Biker gesperrt, die Fähre alternativlos.


Helsingør, die Sonne brennt. Die Stadt endet nirgendwo. Das Kap der Insel ist vollständig zugebaut. Wir fahren südwärts durch dichten, genervten Verkehr. Mit der Ruhe ist es endgültig dahin.

Stunden später erreichen wir unser B&B, einem glücklicherweise etwas abgelegenem Pferdehof. Die Unterkunft versöhnt die aufgekratzten Bikepacker.



Die Schuhe werden am Eingang ausgezogen. Die Haustür bleibt offen, auch nachts.

Erinnerungen an die Kindheit werden wach..



Mittwoch, 23. August


Wir liegen gut in der Zeit. Unser Tagesziel ist ein hundert Kilometer südlich gelegener Bauernhof am Tystrup-See im Herzen der Insel Seeland.

An der Haustür ziehen wir unsere Schuhe wieder an, packen die Taschen auf die Drahtesel und schließen das Eisentor hinter uns ab.



Anjas Vanmoof zeigt Error 6, Error 17 und 20 an, bevor das Licht im Display verlischt. Ratlos stehe ich mit meinem 17'er Schlüssel daneben. Anja sitzt auf dem Geländer der Pferdekoppel und trauert.

Das kleine Gepäck meiner Frau findet Platz auf meinem Bike. Mit jeder Steigung sickert die bleibende Erfahrung tiefer in sie ein, wie sich ihr Pedelec ohne Unterstützung über eine längere Strecke anfühlt. Ihr Automatik Getriebe schaltet bei 16km/h ab, das Getriebe läuft leer.



Nach dreißig schmerzhaften Kilometern braucht es eine Entscheidung. Wir biegen nach Osten in die einzige Vanmoof-Vertragswerkstatt der Insel ab. Wir hangeln uns entlang des berühmten seidenen Fadens. Die Pleite Vanmoofs schlägt auf alle Händler, Werkstätten und Nutzer durch.

Wir finden den Laden in der Rosenburggade in Kopenhagen in einer Kellerwerkstadt.

Wir erklären dem Besitzer, wo wir herkommen, wo wir hinwollen und was das Problem ist.

Er schaut und bestätigt, was die deutsche Nutzergemeinde bei einer solchen Error-Meldung längst von den Dächern pfeift. Akku defekt. Neue Akkus sind bundesweit offiziell ausverkauft. Der Däne hat noch vier auf Lager. Jetzt noch drei.

Den Vanmoof-Eigentümern Taco und Ties Carlier wünschen wir für jede Error-Meldung einen Eiterpickel an den Hintern.



Punkt 16Uhr nimmt Frau Milde ihr Bike mit einem 100% Akku wieder in die Arme. Von Kopenhagen bis zum Bauernhof am Tystrupsee sind es noch 92 Kilometer. Bei einbrechender Dunkelheit werden wir vom Hofhund herzlich in Empfang genommen.

Wer das Abenteuer sucht muss damit rechnen, dass er es findet.


24. August



Hørhaven Bed & Breakfast am Tystrop See ist ein Idyll in einem Landstrich wie ein geschliffener Waschbrettbauch. Sanft, hügelig, grün und urwüchsig sind die Attribute, den Charakter dieser Gegend zu beschreiben. Hørhaven hat eine charmante Gastgeberin. Sie ist der zentrale Punkt eines ökologisch geführten Bauernhofes mit Schafen, Pfauen, Perlhühnern, Kaninchen, Enten und Gänsen. Sie ist Marmeladenköchin und Entertainer. Sie ruft zum Frühstück, wenn ihre Gäste nicht pünktlich erscheinen, serviert und zelebriert was sie selbst zubereitet hat. Wer das Ursprüngliche liebt, fühlt sich hier zu Hause.



Die Straßen der Næstved Kommune sind fünf Meter breit. Alles ist eine Kurve, ein auf und ab. In den Waldstücken fahren wir Slalom um Kolonnen brauner Nacktschnecken, die sich zu einer Tageswanderung auf die andere Straßenseite aufgemacht haben. Die Gefahren ihrer Unternehmung scheint sie nicht zu schrecken. Sie gleiten stoisch vorbei am Kadaverschleim ihrer Artgenossen.




Fünfzig Kilometer südlich wird es flach. Die Straßen sind mit dem Lineal in die Landschaft asphaltiert. Nach zehn Kilometern geradeaus, geht es vierzehn Kilometer geradeaus. Die einzige Veränderung tritt ein, wenn der Radweg von der rechten auf die linke Straßenseite wechselt.



Über die fast einhundert Jahre alte, 3199 Meter lange Storstrømsbroen gelangen wir auf die Insel Falster. Von dort nach Lolland zum Tagesziel Maribo. Der Abend endet mit Pizza und Kaltgetränk auf dem Bootssteg.




Freitag, 25. August


Wir sind zurück auf dem weißem Strich gen Süden. Vor der Felge wabert feuchtschwangeres no weather. Die Sichtweite beträgt unter hundert Meter. Arme, Beine, Po stehen auf Autopilot.



In Rødbyhavn besteigen wir die Fähre nach Puttgarden auf Fehmarn. In der Summe werden 340 DKK [45€] für die Distanz der zwanzig Kilometer fällig.

Aus Hej in Skandinavien wird Moin in Schleswig Holstein.



Zunächst fegen wir über Fehmarn und flüchten vor den Massen. Über die Fehmarnsundbrücke gelangen wir auf die Landmasse Deutschland.



In Schlagdistanz zur Küste hangeln wir uns von Fischbrötchen zu Fischbrötchen auf Travemünde zu. In Skandinavien wird für smörrebröd und Kaffee weder ein Geldschein noch eine Münze benötigt. Jeglicher Geldtransfer nimmt den Weg über das Smartphone. Der deutsche Semmelverkäufer will Bargeld. Basta. Ab Sierksdorf geht es nur langsam voran, die Straßen sind verstopft. Der Sommer brummt an Nord- und Ostsee.



Die längste Sardinenbüchse Schleswig Holsteins leuchtet bereits aus großer Entfernung aus den Dünen. 119 Meter ragt es in die Höhe, hat 36 Stockwerke und dient zugleich als Leuchtturm. 1974 fertiggestellt, steht es seit 2019 unter Denkmalschutz. Die Dame am Schalter des Maritim legt uns im sechsten Stock ein. Es gibt einen Grund zum Feiern. Die 1000 Kilometer Marke ist überschritten. In der Ferne zieht ein Gewitter auf. Wir stellen die Füße aufs Balkongeländer und schauen zu.



Sonnabend, 26. August


Wehmut bedrängt mich, als ich die Balkontür von Zimmer 607 verschließe. Heute ist der Abschied vom Meer, seinen bizarren Küstenstrichen, von der Luft, die man auf den Lippen schmeckt, vom gellenden Geschrei der Möwen und den ewigen Kieseln in den Schuhen.



Neuer Tag, neues Glück. Die Heide ruft und sie blüht von August bis September. Wir fahren, dass die Heide wackelt.

Zackig verlassen wir die Lübecker Bucht parallel der Ausfallstraßen nach Süden, streifen Lübeck an seinen Rändern.

Lübeck spielt drittklassig. Heute gegen Erzgebirge Aue. Die Gastmannschaft ist auf Sightseeing. Die ersten Fans schwenken Bierbüchsen und bringen sich in Siegerlaune. Das Spiel endet 1:1.



Wenngleich es noch recht weit bis nach Hause ist, fühlt es sich an wie ein Heimspiel. Wir sind zurück in der Komfortzone. Wir kennen das Essen, die Sprache, die Leut. Auf dem Elbe-Lübeck-Kanal rollen die Räder unaufhaltsam der Heimat zu. Von Heide ist weit und breit keine Spur. Wir sehen intensive landschaftliche Nutzung auf Acker-, Weiden-, Wald- und Wasserflächen.

Wir erreichen Lüneburg und die Heide wird zum Mythos.





In Laufenburg queren wir die Elbe über die marode, für den Autoverkehr gesperrte Brücke.



In Bad Bevensen steht das Bett für die nächste Nacht. Eigentlich viel zu weit, doch alles Bezahlbare oder Bewohnbare ist ausgebucht.



Zwischen Wollen und Können liegen noch zwanzig Kilometer Gegenwind. In Lüneburg sind die Akkus leer. Der Heidewind hat uns ausgebremst, hat die letzte Energie aus den Zellen herausgeblasen. Die Bahn nimmt uns ein Stück mit. Auf die Bahn ist Verlass.



Die freundliche Hotelfachfrau an der Rezeption des Heidewanderers frage ich nach der Heide. Sie zuckt mit den Achseln und fischt einen Flyer aus der Ablage. Es gibt sie noch, an ausgewiesen Orten. Vor den Menschen für die Menschen geschützt. Die Klein Bünstorfer Heide besuchen wir noch vor der Nacht.



27. August




Heute gibt es nur einen Schmalspureintrag. Wir haben alle Hände voll zu tun, die "leichte Bewölkung" der Wettervorhersage aus den Schuhen, Klamotten und Taschen zu bekommen.



Der Heide nicht satt, nehmen wir einen zweiten Anlauf. Die Ellerndorfer Wacholderheide ist mit knapp 70 Hektar das größte zusammenhängende Heidegebiet im Osten der Lüneburger Heide im Landkreis Uelzen. Es liegt eine Fahrradstunde westlich von Bad Bevensen. Die Mühe lohnt sich. Das Violett der Besenheide, das dunkle Grün des Wacholders und das silberne Weiß der Birke sind eine für unser Auge beeindruckende Farbkombination. Wenn die ältesten Exemplare der Wacholderhecken bis zu 600 Jahren alt sind, dann haben sie bereits gestanden als Leonardo da Vinci im Refektorium des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie in Mailand sein Abendmahl fertiggestellt hatte.




Nicht minder überraschend ist die Wegführung von Komoot. Wir radeln gefühlt achtzig Kilometer durch Eichen-, Buchen und Kiefernwälder. Bis kurz vor Celle, als auf freier Strecke ein Starkregen auf uns einprasselt. Zehn Minuten reichen und jede Zelle der Haut ist patschnass.


Wir flüchten in eine S-Bahn, fahren ein paar Stationen mit. Als wir bemerken, dass sich der blaue Punkt auf der Google Karte eher seitwärts von unserem Tagesziel bewegt, steigen wir wieder aus, radeln durch die Trabantenvorstadt von Hannover, zwängen uns durch Baustellen. Sind ein paar Mal falsch und erreichen schließlich unser H4 Hotel auf dem Messegelände von Hannover-Laatzen.



Montag, 28. August



Moin,

blauer Himmel, Sonnenschein.

114 Tageskilometer stehen auf dem Programm, bis Trendelburg in Hessen!

Das H4 war das fünfzehnte Hotelbett in Folge. Fünfzehn Mal die Frage beim Frühstück nach der Nummer. Fünfzehn Mal das Zimmer wiederfinden indem wir uns gerade eingebucht haben und immer schön darauf achten, die richtige Tür zu nehmen, wenn man bei Dunkelheit die Toilette aufsucht.



Frische Morgenluft weht uns um die Nase.. Klar und sauerstoffreich treibt sie die Muskeln an. Über den Koldinger-Seen-Weg verlassen wir die Messestadt. Die Niedersachsen können Radweg, das muss man ihnen lassen.

Kurz nach Mittag treffen wir in Holzminden auf die Weser. Sie hat ein Stück unserer Heimat im Gepäck. Das kleine Flüsschen Felda entspringt in der Rhön, fließt in die Werra, vereinigt sich mit der Fulda und fließt als Weser vor unseren Füßen in Richtung Nordsee.



In Höxter ist Landegartenschau. Die Radwege sind teilweise gesperrt. Wir fahren wie die Betrunkenen Schlangenlinien um unzählige, auf dem Weg verstreute Blumenkübel. Es ist unglaublich, was wir Menschen so alles schön finden.



Die mittelalterliche Rapunzel-Stadt Trendelburg ist ein Ort für hoffnungslose Romantiker. Auf dem Hügel der Kleinstadt thront die Burg Trendelburg. Aus dem vierzig Meter hohen Turm lässt Rapunzel ihr Haar herunter. Derweil checken wir im Gasthaus Brandner ein. Seit 120 Jahren ist der Brandner ein Gasthaus, nunmehr in 6. Generation.

Den Meldezettel füllst du neben dem Zapfhahn im Schankraum aus. Aus der Küche dringen bekannte Klopfgeräusche an dein Ohr. Das Zimmer ist oben. Es geht über knarzende Dielen in eine gute Stube mit sauberem Bettzeug und einer anständigen Dusche. Im Biergarten gibt's gute Hausmannskost. Mehr brauchst du nicht. Hier kannst du es gut aushalten.



Gute Nacht Rapunzel


Dienstag, 29. August


Der vorletzte Tag beginnt mit leisen Tönen. Lecker Frühstück, kein Regen, 15 Grad. Entlang des Diemel Radwegs, Rübenfelder. Eine Wuchtbrumme von Kastanie weiß zu beeindrucken. Die Bauern fahren Gülle auf ihre Stoppelfelder. Es riecht nach Dorf.




Nach vierzig Kilometern schauen wir nach einer Kaffeestube. Das erste Angebot schlage ich aus, es gibt keine Teilchen. Das See Café am Twiste-See hat zu. Vor dem Zugang steht ein Aufsteller. Mit Kreide steht darauf geschrieben und doppelt unterstrichen: Wir haben geöffnet. Am Eisentor hängt ein Vorhängeschloss.



Wir kommen zu zwei weiteren Kaffeehäusern. Die Stühle stehen hoch. Die Rollläden reichen bis zum Boden. Wir fahren weiter. Nach sechzig Kilometern kommt ein Dorfladen, mit einer tollen Bewertung im Netz. Euphorisch beschleunigen sich unsere Gelenke. Der Laden ist dunkel. Wir schauen in den Kalender und forschen nach einem regionalen Feiertag. Fehlanzeige. Wir fragen einen Bauarbeiter, der winkt ab. Hier gibt's nix.



Nach siebzig Kilometern muss eine Entscheidung her. Wir machen einen Umweg in die Hansestadt Korbach, finden die Bäckerei Plücker in einer Netto-Filiale. Der Netto hat geöffnet, der Bäcker ist dicht. Mein Helm fliegt über die Rasenfläche des Parkplatzes. Anja resümiert knochentrocken: Selbst schuld.

Nach achtundsiebzig Kilometern gibt es Eintopf neben einem Fleischerladen. Der hat auch Kaffee.

Schuld sind immer die anderen. Die Belichtungsautomatik meiner Fuji überführt den wahren Täter. Hessens grüner Minister für Wirtschaft, Verkehr und Wohnen ist heute zu einer Wahlkampfveranstaltung in der Stadt. Wahrscheinlich werfen die Bäcker mit meinen Teilchen nach ihm.



Das Sauerland verlangt uns einiges ab. Die teils abgeholzten Berge muten an, wie die kahlen Köpfe von Krebspatienten während der Chemotherapie. Der Borkenkäfer hat das dunkelgrüne Fell des Hochgebirges unbarmherzig angefressen. Die Anstiege sind knackig, der Puls klopft an die Schädeldecke. Auf den Abfahrten hält uns das Adrenalin in der Spur.



Komoot berichtet von 133 Tageskilometern und einem Anstieg von 1.210 Höhenmetern.

Das letzte Bett steht in einer Ferienwohnung in Hatzfeld an der Eder.



Mittwoch, 30. August


Der Morgen vor dem Fenster nimmt nur zögerlich Farbe an. Dichter Nebel steht auf Höhe der Schornsteine über dem Ort. Wir halten es nicht mehr aus in den Kissen.

Wir müssen los. Kurz nach Sieben ruckeln wir uns in die Polsterlehnen bei Bäcker Eckhardt. Der Ordnungspunkt Nr. 1 ist erfüllt.



Nach dem Rapunzelturm und der Eder, klettern wir heute über das Rothaargebirge in den Westerwald. Nach wenigen Kilometern kriecht feuchte Kühle in die Knochen. Das Thermometer ist einstellig, die Hände klamm. Nebel tropft vom Kinn aufs Mittelrohr.

Markante Bilder der Tour tauchen auf und verschwinden. Ein Jedes mit dem Gefühl des Augenblicks verknüpft. Die Euphorie nimmt überhand, ich strahle die Kühe und Ziegen an.




Bäcker für Bäcker ziehen achtlos vorüber. Der nächste Kaffee kommt aus der eigenen Maschine.

Dem Absprung am Holmenkollen folgt eine Telemark-Landung an der Lahn.



Herzlichen Dank für eure Begleitung, wir haben sie immer gespürt. Das Unverhoffte verbindet, wann immer wir füreinander einstehen.



 

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