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Der Rhöner 2.0

Beitrag: Blog2 Post

2021 Neue Liebe 2.0

Aktualisiert: 25. Sept. 2022


Vor gut einem Jahr haben wir uns im Netz kennengelernt. Ich habe dich auf einem Foto gesehen. Im FrĂŒhjahr habe ich dich zu mir nach Hause bestellt. Du warst nicht billig, jetzt bist du da.




Wissen, Gummersbach

Es ist der Liebe ureigenster Antrieb, Zeit miteinander zu verbringen. Noch immer ist Pandemie und dennoch, ich muss los.

Hadamar war noch in dichtem Morgennebel verpackt als sich das Bosch Kioks mit seinem OK Ton starbereit erklĂ€rt hat. Nach ein paar Anstiegen kam die Sonne zum Vorschein. Auf der Tour nordwĂ€rts durch den Westerwald geht's dir wie in der ThĂŒringer Rhön. Du bist alleine unterwegs. Allein zwischen Koppeln mit Pferden, KĂŒhen, Schafen, Ziegen oder multikulturell bewohnt.

Nach sechzig Kilometern kommt in Wissen eine Imbissbude vom Typ Bauwagen mit Kaffee, Currywurst Pommes.

Der Stadtteil Schönstein hat ein vertrÀumtes altes Schlösschen zu bieten. Schick schick.

Vom Westerwald kommt man ins Bergische Land. Der schönste Teil der Tour fĂŒhrt durch das Nistertal. Die Nister schlĂ€ngelt sich durch ein tief eingeschnittenes Tal mit hoch aufragenden Felsen rechts und links der Fahrbahn. Strecken dieser Couleur sind so ganz nach meinem Geschmack.


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Im Bergischen gibt's eine ganze Reihe von Talsperren die Strom in GrĂŒn produzieren. Willst du oben drauf schauen musst du vorher den Berg hochfahren. Das Bergische Land, sein Name ist Programm, die Topographie anspruchsvoll. Am Ende waren es heute ĂŒber 1600 Meter rauf. Die neue Liebe hat sich wenig beeindruckt gezeigt.

Das Landhotel Stremme bei Gummersbach blĂ€st den Montagsblues. Die einzige Kneipe im Dorf hat zu. FĂŒhlt sich so an, als sei ich mal wieder der einzige Gast. GegenĂŒber ist ein Aldi, dort bekommt man zumindest etwas gegen den Durst đŸ»




Peep Show



S-Pedelec HNF Nikolai

250W Bosch Mittelmotor

Enviolo Automatik Schaltung

Zahnriemenantrieb

Magura Doppelkolben Scheibenbremse

Schwalbe Moto-X Bereifung

Fern- und Abblendlicht

Integrierte Adrenalinzufuhr




Köln


Von der Deutzer BrĂŒcke zeigt sich das 2000 Jahre alte Colonia als altehrwĂŒrdige Stadt des Handels und der Lebensfreude. Den gotischen Dom kennt jedes Kind. Rund 1,1 Millionen Menschen leben in der viertgrĂ¶ĂŸten Metropole Deutschlands.


Ein 45km/h schnelles S-Pedelec ist ein Kleinkraftrad. Innerhalb und außerhalb geschlossener Ortschaften sind die Radwege tabu. Von Köln Ost bis West sind es exakt 20km Innenstadt. Im Affentempo schwimme ich mit dem Verkehr durch die Großstadt und bin froh wenn die nĂ€chste Ampel auf rot schaltet. Nach der HĂ€lfte der Strecke geht mir die Puste aus. Mit einem S-Pedelec auf dem Radweg kostet angeblich 15€. An zwei Polizisten bin ich direkt vorbeigefahren. Ich habe freundlich gegrĂŒĂŸt.


In JĂŒlich sollte Schluss sein, doch keines der ansĂ€ssigen Hotels wollten mich aufnehmen. In zwei HĂ€usern wurde ich ziemlich schnippisch abgewiesen. Also habe ich Deutschland den RĂŒcken gekehrt und bin nach Holland geradelt.


Es ist immer das Gleiche. Du hast Hunger und findest keinen BÀcker. Du wartest ewig, fÀhrst weiter und es kommt nichts. Und wenn, dann ist es zu.




Kerkrade

Im Kasteel Erenstein habe ich Aufnahme gefunden. Die neue Liebe ĂŒbernachtet im Innenhof inmitten einer unzĂ€hligen Schar hauseigener Drahtesel.

Gute Nacht





Heerlen, Valkenburg, Maastricht

FĂŒr Tag 3 meiner Flitterwoche ist Dauerregen vorhergesagt. Na und, wird schon nicht so schlimm werden. FĂŒr die Zeit meiner morgendlichen Abreise war Starkregen angekĂŒndigt. Trockenen Fußes ging's flott in Richtung Maastricht. Das Rad gehört zu Holland wie der Topf zum Deckel. Nach wenigen Kilometern löste die Wetter Vorhersage ihr Versprechen ein.



Das Bonnefantenmuseum, ein Bau des italienischen Architekten Aldo Rossi [1995] beherbergt alte, moderne und zeitgenössische Kunst.


Home Sweet Home - Maastricht


Unbemerkt bin ich Belgien angekommen. Aufgefallen ist es erst, als mir ein Bonjour zuflog.

Es regnet weiter und beginnt zu nerven.



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LĂŒttich

Ehrlich, in LĂŒttich willst du nicht wohnen. Ein GefĂŒhl des Unbehagens beschlich und begleitete mich durch die Stadt. Bleierne Schwere liegt auf den Gesichtern der Menschen. Die Luft ist dick und geht schwer durch die Lungen. Nichts wie weg hier.


ZurĂŒck in Deutschland ist mein gebuchtes Zimmer im Erlebnislokal Lammersdorfer Hof belegt. Zudem sind die Akkus meiner neuen Liebe ausgepowert, meiner auch. Kein Netz, kein Internet. Die Schuhe stehen voll Wasser. Erlebnis pur.

Durchatmen, Currywurst, Pommes, Bier beim Griechen und Internet ĂŒber sein privates DSL. Nach 128km Pisswetter nochmal 15 drauf und weiter nach Monschau. Im dritten Stock eines flutgeschĂ€digten Hotels gibt's eine heiße Badewanne.




Monschau, Heimbach, Mechernich

Quer durch die Eifel, quer durch das Elend der Flut startet Tag 4 mit einem Höhepunkt.

Das Volk spricht vom Rursee, tatsÀchlich handelt es sich um die Rurtalsperre.

Sie existiert seit 1938, war im 2. Weltkrieg schwer umkĂ€mpft, wurde teilweise von der Wehrmacht gesprengt und sorgte fĂŒr eine dreizehn Tage anhaltende Flutwelle in der alles versank. Heute ist die Talsperre neben Hochwasserschutz und Trinkwasserversorgung vor allem eines, ein Tourismusmagnet. Pitoresk, was die PfĂ€lzer auf die Beine gestellt haben.




Flut

Die Radwege der Region sind mit Umwegen wieder befahrbar. Probleme bereiten die weggeschwemmten BrĂŒcken. Das nĂ€chste Bild ist reprĂ€sentativ fĂŒr die Gesamtsituation. Das dauert und kostet.

Das MĂŒndungsgebiet der Ahr ist ein Schlachtfeld.

Die Natur ist geduldig, unbarmherzig, selbst bestimmt. Sie urteilt nicht. Die Natur bleibt sich treu. Wochen spĂ€ter blĂŒhen bunte Blumen in den TrĂŒmmerfeldern.

Im Elend keimt das Neue.

Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen. Er rĂ€umt solang die TrĂŒmmer weg, bis er selbst weggerĂ€umt wird.


Den Abend vor der letzten Etappe verbringe ich auf einer Bank an der BrĂŒcke von Remagen. Auf dem Rhein tanzt der đŸ». Flussauf, flussab schieben sich endlos FrachtkĂ€hne aneinander vorbei. Die Leeren nach Norden, die Beladenen gen SĂŒden. Deutschland brummt wieder





Schlussetappe

Wir, die neue Liebe und ich sind nach nunmehr 1000km ein Team geworden. Maßgeschneidert, mit Mackenakzeptanz und Lust auf mehr 😍




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