top of page
Giants Causeway

Giants Causeway

Dublin Docs

Dublin Docs

Fischland- Darß

Fischland- Darß

Vietnam

Vietnam

3D Laser Bruchwandvermessung

3D Laser Bruchwandvermessung

Sprengtechnik 24

Der Rhöner 2.0

Beitrag: Blog2 Post

Reisetagebuch - Das andere Wien

Aktualisiert: 23. Sept.

Wir fliegen für 66 Stunden nach Wien, für ein 4-Sterne Kultur-Menü.


ree
ree

Anlass ist das Festival La Gacilly in Baden bei Wien. Es läuft über den Sommer bis in den Oktober hinein, zieht sich durch Parks, über öffentliche Plätze und entlang der Straßen und Gassen der Fußgängerzone. La Gacilly ist eine tagesfüllende Fotoausstellung, ein prickelndes Highlight hinter der Netzhaut. Sein Ursprung liegt in einem 4000 Einwohner zählenden Dorf n der Bretagne. Alle zwei Jahre kommen die Bilder nach Baden bei Wien.


ree
ree
ree

Gezeigt werden 1.500 Fotografien im Großformat von den weltbesten Fotografen und Fotografinnen. Der Eintritt in die Welt der Emotionen ist frei.

Das diesjährige Motto ist Australien & die neue Welt. Kommen, sehen, erleben.



ree
ree
ree

33 Stunden später schoppen wir uns durch Wiens Getümmel. Vor der Auslage eines Schuhgeschäfts bleiben wir stehen und staunen.

An der hybriden Schnittstelle eines Architekten mit einem Schuhmacher entstehen kleine Kunstwerke aus Leder, Stoff und Gummi. Aufregend anders.


ree

Dann rattert die Straßenbahn gen Westen, an Schloss Schönbrunn vorbei bis zur Villa-Klimt, in der heutigen Feldmühlgasse 11-13.

Die "Villa", wie wir sie heute kennen, existierte zu Lebzeiten von Gustav Klimt noch nicht.


ree

Klimt verbrachte seine letzten sieben Jahre, von 1911 bis zu seinem Tod 1918 in einem schlichten, ebenerdigen Gartenhaus auf einem weitläufigen, romantischen Flecken Erde mit Hecken, Bäumen und Rosen, die seinen Namen tragen. In seinem Atelier empfing er seine Auftraggeber, seine Mäzene, seine Modelle. Nach Gustavs Tod wurde das Anwesen geteilt. Die neuen Besitzer, die jüdische Familie Klein, ließen das ursprüngliche Gartenhaus im Jahr 1923 zu einer zweistöckigen, neobarocken Villa umbauen. Dabei wurde das Atelier des Künstlers in den Neubau integriert und blieb im Inneren erhalten. Sie bauten ein Haus um das Haus.

Dieser Umbau ist der Grund, warum der Begriff "Villa Klimt" historisch nicht ganz korrekt ist, aber im Laufe der Zeit gebräuchlich wurde, um die Gedenkstätte zu erhalten.

Die Villa wechselte mehrmals den Besitzer. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden die jüdischen Eigentümer zum Verkauf gezwungen. Sie emigrierten nach Amerika. Nach dem Krieg wurde das Gebäude im Jahr 1948 an die rechtmäßigen Eigentümer rückerstattet. Seit 1954 befindet es sich im Eigentum der Republik Österreich.

Eine Kunsthistorikerin verkauft uns zwei Eintrittskarten und eine Führung, die gleich beginnt. Sie fragt, ob ich Ermäßigungen oder Behinderungen geltend machen könne. Ich frage, ob eine deutsche Nationalität auch zählt. Sie prustet los, als die Message ankommt.

Die junge Frau ist begeistert von Gustav, seinem Leben, seinem Schaffen. Sie macht es gut, lebendig.

Gustav hat 16 Kinder ohne Ehering gezeugt. Seine drei wichtigsten Frauen waren ​Marie Ucicka​, Maria "Mizzi" Zimmermann und Consuela Camilla Huber.

Eine Nachbarin beklagte sich wiederholt bei der Stadt Wien wegen der vielen Nackerten, die ständig im Garten herumliefen und lagen. Inspiration ist eine vollmundige, fruchtbare Quelle, eine Schnittstelle zwischen Himmel und Erde. Ach, wer hätte das gedacht.

Klimt hat sich intensiv mit asiatischer Kunst beschäftigt, die besonders in seinen späten Werken, wie der Kuss, oder Adele Bauer-Bloch 2, sichtbar wird. Das Halsband, das Adele schmückt, hat sich Göbbels unter den Nagel gerissen. Es ist bis heute nicht wieder aufgetaucht.

Die Villa-Klimt ist ein kleiner Geheimtipp, abseits vom Trubel der Massen.


ree

Das Wiener Schnitzel ist des Touristen Pflicht. Mit oder ohne Preiselbeeren und Erdäpfelsalat. Die Teile sind riesig. Hilfe. Luftnot.


Der Nachmittag ist fortgeschritten, die Septembersonne steht bereits tief, als wir erst die Straßenbahn 10, dann den Bus 58A und zu guter Letzt noch Bus 60 bis zur Kaserngasse in der Weststadt besteigen.


ree
ree

Wir erklimmen den Georgenberg im Stadtteil Liesing, etwas abseits des Stadtzentrums. Der Hügel gibt den Blick frei auf ein Wien im Sonnenuntergang.

Die katholische Wotruba Kirche, offiziell „Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit“, ist ein faszinierendes architektonisches Bauwerk, das sich deutlich von traditionellen Kirchenbauten abhebt. Die Kirche wurde von 1974 - 76 nach Entwürfen des Bildhauers Fritz Wotruba und des Architekten Fritz Gerhard Mayr erbaut.

Der Chor einer Jugendgruppe probt das Halleluja in einer a cappella Version. Ich lausche und genieße.


ree
ree

Die Architektur der Kirche wird als brutalistisch bezeichnet. Das Gebäude besteht aus 152 unregelmäßig angeordneten Betonblöcken, die bis zu 64 Tonnen wiegen. Das rohe, skulpturale Design soll an eine abstrakte Steinformation erinnern und vermittelt eine Mischung aus Schlichtheit und Monumentalität. Auf mich wirkt sie wie eine lichtdurchflutete schützende Höhle. Das warme Abendlicht verwebt das Halleluja mit dem Abschluss unsere Reise.


Die Nacht senkt sich herab, als wir mit B, S und U zurück ins Hotel fahren.

Das 4-Sterne Kultur-Menü war exquisit, sinnlich und nachhaltig. Nach 66 Stunden landet der A300 wieder auf dem Flughafen Frankfurt

 


Kommentare


Der Rhöner 2.0

©2022 Rhoener2.0. Erstellt mit Wix.com

bottom of page